header Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtprobleme
„Vorhin kam ein Mann vorbei, der meinte, er findet sehr gut, was wir hier machen, denn er sei selbst Alkoholiker“, sagt Ingrid Griebel. Die Mitarbeiterin der Psychosozialen Suchtberatungsstelle der Würzburger Caritas informierte zum Auftakt der Aktionswoche Alkohol auf dem Würzburger Sternplatz darüber, was passieren kann, wenn man zu viel trinkt. Dies geschah unter anderem mit einer riesigen Bodenzeitung, auf der eine Menge Mythen über Alkohol zu lesen waren.

Wein, Bier und Sekt spielen eine bedeutende Rolle im Alltagsleben. Keine Silvesterparty ohne das Glas Schampus. Kein Feierabend ohne ein Gläschen Rotwein. „Das soll ja auch gesund sein fürs Herz!“, meinen viele Menschen. Doch stimmt das? Nicht ganz, sagte Stefanie Greß vom Arbeitskreis „Das Netz“, in den auch die Caritas Beratungsstelle integriert ist: „Das Glas Wein am Abend ist der Weltgesundheitsorganisation zufolge nur dann gesund, wenn es pro Woche mindestens an zwei Tagen Trinkpausen gibt.“
Die Passanten, die im Laufe des Tages um die Bodenzeitung auf dem Sternplatz herumstanden, wurden noch mit allerlei anderen „Alkoholweisheiten“ konfrontiert. „Mit einem Bier am Abend bin ich noch kein Alkoholiker!“, stand da zu lesen. Richtig oder falsch? Wie immer beim Thema „Sucht“ kommt es ganz darauf an. Wenn kein einziger Abend mehr ohne Bier geht, sollte man sich Gedanken machen. Denn Alkoholismus, bestätigte Ingrid Griebel von der Psychosozialen Suchtberatungsstelle der Würzburger Caritas, ist keine Frage der Menge.
Auf einer Bank in der Nähe der provokativen „Bodensprüche“ las Stefanie Greß in einer zweiten überdimensionalen Zeitung. „Wer betrunken flirtet, macht sich nicht zum Affen“, lautete eine der darin enthaltenen Schlagzeilen. „Wir möchten die Menschen auf diese Weise zum Nachdenken bringen“, so die Expertin der Suchtpräventionsfachstelle der Stadt Würzburg. Dabei geht es nicht darum, Alkohol zu verteufeln. Sondern auf die oft vergessenen Gefahren aufmerksam zu machen.
Wie leidvoll das Leben werden kann, wenn der Griff zur Flasche zwanghaft wird, erlebt Ingrid Griebel ständig: „Täglich kommen ganz normale Menschen zu uns in die Caritas-Beratungsstelle, weil sie Probleme mit Alkohol haben.“ Viele erscheinen ziemlich spät. Was am nach wie vor verzerrten Bild vom Alkoholiker liegt: „Man ist eben nicht erst dann Alkoholiker, wenn man unter der Brücke gelandet ist.“
Griebel rät, sich einmal unverbindlich an eine Beratungsstelle zu wenden, sowie der eigene Alkoholkonsum bedenklich erscheint: „Dabei kann man abklären, ob man noch auf einem guten Weg ist.“ Angst, zu früh zu kommen, sollte niemand haben. Im Gegenteil. Je früher man beginnt, gegenzusteuern, umso einfacher ist der Ausstieg aus dem süchtigen Verhalten.

Pat Christ

Die Aktionswoche Alkohol findet unter dem Motto „Alkohol? Weniger ist besser!“ bundesweit vom 13. bis 21. Juni statt. In Würzburg wird sie vom Arbeitskreis „Das Netz“ organisiert. Der Arbeitskreis informiert laufend im Internet unter www.das-netz-wuerzburg.de über Alkohol, Rauchen, Essstörungen, Medien- und Glücksspielsucht sowie illegale Drogen. Auch finden sich auf diesen Seiten Hilfsangebote und Ansprechpartner zu allen Suchtfragen. 

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